Es ist jetzt 19:05 Uhr und der Tag ist gelaufen. Ich sitze im Zelt und nutze das restliche Tageslicht um den Artikel hier zu verfassen. Es wird noch ca. Zwei Stunden hell sein, aber ich denke ich werde in einer Stunde schlafen. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen.
Draußen ist es vor lauter Mücken und ähnlichen Tierchen kaum auszuhalten. Außerdem regnet es leicht. Ich hoffe das hat sich morgen erledigt. Ich hab mir eine Art Reissuppe und einen Tee zum Abendessen gemacht, das Ganze schnell runtergeschluckt. Dazu noch drei Hand voll Salt and Vinegar Chips. Dann hab ich mir noch zwei Liter Wasser aufbereitet. Das Wasser hier kommt zwar aus dem Hahn aber ich glaube trotzdem nicht dass es Trinkwasser ist. Also hab ich mit Xavers Mikrofilter schnell mal zwei Liter geputzt.
Aber vielleicht erzähl ich mal von vorne.
Ich hab das Hotel, meinen letzen Zufluchtsort in der zivilisierten Welt, gegen 11:30 Uhr verlassen und mein Fahrrad beladen. Gefühlt wiegt das ganze Gepäck wohl um die 100 Kilo. Aber Spaß beiseite, das Systemspeicher, Fahrrad, Gepäck und Fahrer dürfte wohl so locker bei 140 kg liegen. Und das will ich durch die Rockies treten. Na Prost.
Noch im Hotel habe ich mir die Route bis zu meinem ersten Ziel Hope, das ich, wenn alles nach Plan klappt, in zwei oder drei Tagen erreichen werde, schon mal ins Handy eingegeben. An dieser Stelle möchte ich mal ein Loblied auf OsmAnd singen. Das Ding ich echt der Hammer. Und seit dem letzten Update sogar irgendwie bedienbar. Noch zuhause habe ich auf die SD-Karte alle Vektorkarten der eventuell in Frage kommenden Staaten Kanadas und der USA geladen. Jetzt habe ich hier – offline – sämtliche Stadt und sonstwas Pläne verfügbar. Man kann alle Straßen des Landes – offline – suchen oder auf die Karte tippen und sagen „Da will ich hin!“, schon springt das Navi an und rechnet einem die Route aus. Für Auto, Fahrrad oder zu Fuß. Ich bin begeistert. Allen Beteiligten Open Street Mapern und OsmAnd Entwicklern sei Dank. Erinnert mich dran, mir die Vollversion von dem Teil zu kaufen. Das kann zwar nicht mehr, aber das Projekt muss unterstütz werden.
Jedenfalls hab ich mich vom Navi durch die Straßen von Vancouver und einiger Vororte leiten lassen. Bin dann schön über Land gefahren. Alles bei gutem Wetter, nicht zu heiß, kein Regen.
Dann hab ich in einem kleinen Park eine kurze Pause gemacht und beschlossen, dass es an der Zeit wäre den Fahrradtag zu beenden. Das linke Knie hat leicht geautscht und der Hintern wollte auch nicht mehr. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt erst 45 Kilometer von 160 bis zum Ziel geschafft. Egal. Ich bin nicht auf der Flucht.
Ich hab dann versucht sowas wie einen Campground zu finden, aber ohne Erfolg. Ich bin dann ein bisschen durch die Gegend gefahren und am Ende auf einem Trailerpark gelandet. Das war wohl eher eine Siedlung, bestehend aus Wohnwägen. Jedenfalls habe ich es dann gewagt zur einheimischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen. Dort haben mir Zähne, die jeden Rechtsstreit gegen jede Zahnärztevereinigung gewinnen würden, sieben mal erklärt, dass ich am nächsten Kreisverkehr rechts, und dann immer geradeaus muss. Bis zum Park. Golden Ears Park. Meine erste Nacht in der Wildniss.
Dort hat man mir dann 35, in Worten fünfunddreißig, CAN $ abgenommen. Allerdings ist der Platz so schlecht nicht. Nur ein bisschen teuer. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass auch ein Hummer, beladen mit bis zu 8 Personen, nachdem er ein Reh und diverse Eichhörnchen tot gefahren hat, nur 35 CAN $ zahlen muss. Dafür kann er dann die ganze Nacht halligalli machen. Das ist gut. Dann traut sich der Bär wenigstens nicht in die Nähe.
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