Ich muss diesen Beitrag gleich mit einer schockierenden Tatsache beginnen und auch im weiteren Verlauf werden interessante und verstörende Dinge enthüllt werden. Also bleibt dran und wundert euch.
Irgendwann habe ich es bestimmt erwähnt, ich befinde mich ja auf dem Weg nach Calgary, wo ich meinen Bruder vom Flughafen abholen möchte, sodass wir dann wieder in die Berge zurück fahren können.
Diesen Plan habe ich vor ungefähr einer Woche aufgegeben. Ich höre schon den Aufschrei! Ich hab das solange geheim gehalten, weil ich gehofft habe, dass noch ein Wunder passiert. Calgary zieht um oder eine direkte Verbindung wird eröffnet. Heute muss ich meine Hoffnungen begraben.
Von Creston nach Calgary sind es ungefähr 500 km. Mein Bruder landet in ca. 54 Stunden. Ja. Einige werden sagen, das geht! Aber ich habe alle Hoffnung aufgegeben. Der Plan ist jetzt, dass mein Bruder mit einem Mietwagen nach Cranbrook kommt.
Der Ort ist sowieso ein besserer Ausgangspunkt für eine Radtour durch die Rockies. Also habe ich zwei Tage Zeit um nach Cranbrook zu kommen und kann mich dann sogar noch den ganzen Freitag auf die faule Haut legen. Bei ca. 110 km macht das zwei schöne leichte Tage. Zumal die Strecke kaum Steigungen aufweist.
Das einzige Problem ist, dass es auf der Strecke nur in Yahk, ca. 35 km von Creston weg, oder am Ende des Lake Moyie, ca. 20 km vor Cranbrook, einen Campground gibt. Beides nicht gerade optimal.
Ich hab mich ein bisschen mit dem Manager von meinem Motel unterhalten und wir kamen auch auf dieses Thema zu sprechen. Er meinte, es gebe da ungefähr auf halber Strecke einen Rastplatz, der dann sogar eine Toilette und die geschätzten Tische und Bänke haben würde. Es sei zwar untersagt da zu campen, aber die Leute würden es trotzdem machen. Das klang doch nach Plan.
Ich hatte vorher schon, in Erwartung einer Zweitagesreise meine Wasservorräte auf 8 Liter erhöht, mir eine leckere Abwechslung, für besondere Anlässe, in den Reiseproviant gelegt und mein Fahrrad bepackt. Es konnte also los gehen.
Technisch gesehen waren auf der Strecke insgesamt zwar 350 Meter Höhe zu machen, aber ohne großes rauf und runter. Und so kam es wie es kommen musste, gegen 14 Uhr war ich an dem besagten Rastplatz angekommen, ohne mich irgendwie sonderlich angestrengt zu haben. Vorher hatten mich zwar zweimal kräftige Regenschauer erwischt, aber zu dem Zeitpunkt war alles wieder trocken und die Sonne schien. Ich hab dann erstmal kurz Brotzeit gemacht und mir dann überlegt, dass ich jetzt den ganzen Tag hier rumsitzen muss.
Noch ein bisschen gezögert, aber da bisher alles so gut lief, habe ich mich schließlich dazu durchgerungen, die nächsten 60 km bis nach Cranbrook auch noch anzugehen. Also wieder rauf aufs Rad und losgestrampelt. Es lief wie geschmiert und gegen 18:30 Uhr war ich am Campground in Cranbrook.
Davon mal abgesehen, dass es ein sehr schöner Tag gewesen war, an dem alles perfekt gelaufen ist, sind noch weitere interessante Dinge passiert.
Ich habe eine Zeitzone überquert. Irgendwo mitten auf der Strecke war ein Schild, auf dem stand ich sollte meine Uhr um eine Stunde vorstellen. Ich bin jetzt also nur noch 8 Stunden hinter Deutschland.
Dann habe ich realisiert, dass dies mein letzter Tag auf dem inzwischen fast zur Heimat gewordenen Highway 3 ist. Nach, geschätzten, 700 km: Tschüß Crowsnest Highway.
Weiterhin habe ich heute erstmals ganz deutlich die 100 km Marke geknackt. Von Tür zu Tür waren es fast 115 km. Endlich mal ein positiver Beitrag zu meinem 100 km pro Tag Ziel.
Last but not least habe ich, das allerdings deutlich, die 1000 km Marke überschritten.
Seit ich in Kanada gelandet bin, habe ich 1082 km mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Und wie ich es ja bereits angekündigt hatte, gab es ein großes Fest, das allerdings wegen erneutem Regenschauer in das extra aufgebaute Festzelt verlegt werden musste. Für gepflegte Kost hatte ich ja wohlweislich gesorgt.
Ein leckeres Thai-Irgendwas von Campells. War eigentlich ganz Ok. Nur den versprochenen Reis musste man echt suchen. Und dazu noch ein leidlich kühles und echt trinkbares Bier aus der Brauerei in Creston.
Alle Teilnehmer sind sich einig, dass es sich gelohnt hat und das Fest ein voller Erfolg war. Auf die nächsten 1000!
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Herzlichen Glückwunsch zu > 1000 km!!! Ich bin stolz auf dich!
Weiter so…
Grüße aus München 😉