26.05.2015 Crawford Bay nach Creston

Meine Klamotten hatte ich noch mitten in der Nacht klatschnass ins Zelt geholt. Zum Glück hat es gegen 6 Uhr wieder aufgehört zu regnen und die Sonne kam raus.

Also alles wieder raus und schön über die in der Sonne liegenden Tische und Bänke verteilt. Zum Glück war ich, bis auf einen älteren Herren im Campervan, der einzige Gast auf dem Platz. Der Platz hatte erst am Wochenende vorher seine offizielle Eröffnung, wie mir die Managerin beim Abschied noch erzählt hat.

Jedenfalls war bis zum späten Vormittag alles wieder trocken. Kann losgehen.

Die Strecke des heutigen Tages war ungefähr 70 km lang und führte laut Karte ziemlich am Kootenay Lake entlang. Das Panorama Bild des gestrigen Beitrags zeigt übrigens den ersten Teil meines heutigen Weges. Ungefähr von der Bildmitte aus bis weit hinter den sichtbaren Teil des linken Seeufers.

Hier nochmal ein Bild vom See. Die Straße führt irgendwo am linken Ufer lang. Ganz grob gesagt liegt Creston links von dem ganz hinten hinter der Landzunge noch hervorblinzelnden Berg. Das dürften von da aus noch etwa 40 km gewesen sein.

Der Highway auf dieser Strecke soll angeblich um die 300 Kurven bis Creston haben. Eine absolute Traumroute für Motorradfahrer. Insgesamt war aber recht wenig Verkehr, da der größte Teil, insbesondere der Schwerlastverkehr, den Weg über Salmo nach Creston nimmt. Das ist auch gut so, denn dieser Teil des Higway ist größtenteils ohne Seitenstreifen und auch noch recht eng.

Mathiew, der Wirt von Crawford Bay, hat erzählt, dass er auf der Strecke schon praktisch jedes Tier, vom Bären über Moose bis zum Koyoten, gesehen hat. Ich hab nichts gesehen. Gelegentliche Pfiffe vom angrenzenden Gelände haben das pfeilschnelle Verschwinden von kleinen, putzigen Nagern, kleiner, aber ansonsten dem Murmeltier nicht unähnlich, angekündigt. Gesehen habe ich die Dinger meist gar nicht, oder nur aus den Augenwinkeln.

Ich muss übrigens meine Wertung Kanada vs. USA korrigieren. 0,9 zu 0. Auf der Strecke lag ein an sich sehr schönes Örtchen namens Gray Greek. Sehr schön gelegen zieht sich der Ort ungefähr 10 km am Seeufer dahin. Aber leider prangt am Ortseingang in großen Lettern der Spruch „proudly metric free“. Soviel Borniertheit kann nicht belohnt werden, also keine Pause in einem der Restaurants. Da sind ja die königstreuen noch weiter …

Warum regt der sich jetzt so auf? Weil ich Blödheit nicht ausstehen kann. Die grandiosen Erfolge, die insbesondere die deutschen, aber allgemein mitteleuropäischen Wissenschaftler zu Beginn des 19 Jahrhunderts in Mathematik und Physik gefeiert haben, haben nichts mit Intelligenz oder so zu tun, sondern liegen in der frühzeitigen Abkehr von Maßstäben wie „dreimal der Steiß unseres Königs“ begründet. Wer einmal versucht hat, Physik in nicht SI-Einheiten, gibt's wirklich nennt sich cgs-System, zu treiben, weiß wovon ich spreche.

Die ansonsten ereignislose Fahrt wurde durch einen kräftigen Regenschauer, der mich echt gezwungen hat das erste mal mein Regencape auszupacken, gewürzt. Bisher hab ich die kleinen Schauer immer ignoriert. Der Fahrtwind und die Sonne taten dann ihr Übriges.

Ca. 12 km vor Creston hat sich der Highway noch einmal angeschickt einen kleinen Hügel zu erklimmen. Das war diesmal bestimmt keine Bergtour, aber ich hatte doch einige Steigungen hinter mich gebracht und ich hatte keine Lust mehr, zumal vor mir ein völlig freies, breites und ebenes Tal lag. Als ich also verzweifelt am Straßenrand stand und mich für die finale Schlacht des Tages sammelte, kam ein Rennradler an mir vorbeigerauscht und bog 20 Meter vor mir rechts ab. Ok. OsmAnd angeschmissen, Karte gecheckt, und siehe da, da gibt es tatsächlich eine kleine Straße, die im Tal bis in die Stadt führt.

Angeblich sollte es in Creston einen Campground geben. Aber es war keiner ausgeschildert, was schon mal ungewöhnlich ist. Und der Einheimische, mit dem ich mich unterhalten habe, hat auch nur ratlos gekuckt und irgendwas von aus der Stadt raus und den Highway runter gesagt. Also Motel.

 

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