Um Kanadakennern und Hardcore Skifahrern die Überraschung aus dem Gesicht zu nehmen, nein wir haben nicht die, geschätzt, 900 km nach Whistler, dem weltweit bekannten Wintersportort nördlich von Vancouver, an einem Tag gemacht. Darüber reden wir in 2-3 Wochen evtl. noch einmal.
Ich rede von dem Campground vor den Toren von Jasper.
Die Campgrounds in den Nationalparks Banff und Jasper lassen sich im wesentlichen in zwei Kategorien einteilen. Zum einen die sehr spärlich eingerichteteten, die neben einem Plumsklo aber immer auch einen Wasserhahn mit Trinkwasser enthalten. Das Wasser stammt dabei immer aus dem nahen Bach und wird in einem großen Tank chemisch, und vermutlich auch mechanisch aufbereitet. Die Fees liegen irgendwo zwischen 15 und 16 Dollar.
Die andere Kategorie sind dann die Plätze in der Nähe der Zivilisation. Im wesentlichen also Banff, Lake Louise und Jasper. Diese haben alle Annehmlichkeiten die sich ein Camper wünschen kann. Duschen, Automaten mit gekühlten Softdrinks, überdachte Bereiche, die dann auch Schutz vor Regen bieten. Deren Preise liegen dann eher bei 27 Dollar.
Der meiner Meinung nach schönste davon ist der in Jasper. Der Campground ist riesig, aber sehr schön in den Wald integriert. Als wir dort ankommen drückt man uns als erstes ein Foto von einer Elchkuh in die Hand, mit dem Hinweis, dass sich diese Tiere auf dem Campground aufhalten und unter allen Umständen zu meiden sind, weil die derzeit kleinen Elche aufs heftigste von ihren Müttern beschützt werden. In einem Nebensatz teilt man uns dann auch noch mit, dass auf dem Campground derzeit zwei Grizzlybären ein- und ausgehen. Durch weitere Recherche kommt dann ans Tageslicht, dass die Grizzlybären gerade wegen der kleinen Elche da sind, und diese jagen.
Ok. Elche haben wir ein paar gesehen, unter anderem zwei, allerdings ohne Jungtier, die ungefähr 10 Meter von unserem Zelt durch den Wald gestreift sind und dort in Ruhe nach Fressen gesucht haben. Ich möchte mir jetzt nicht ausmalen, dass sich von der anderen Seite unseres Platzes ein Grizzlybär an diese Elche anschleicht, und was dann beim Sprint auf das Ziel passiert.
Nein. Alles gut. Offensichtlich haben Bären in der Tat kein größeres Interesse an uns. Inzwischen haben wir auch zwei Bären aus nächster Nähe, etwa 15 Meter von uns und dem Straßenrand entfernt, gesehen. Der eine hat uns nur mit dem Hintern angeschaut, dar andere hat mir immerhin interessiert hinterhergesehen, als ich mich langsam an ihm vorbei die Steigung hochgequält habe. Den nachfolgenden Gerald hat er schon mehr oder weniger mit Desinteresse gestraft.
Nach fünf Tagen auf dem Bike haben wir also endlich wieder einen größeren Ort erreicht, an dem es sich lohnt einen Ruhetag einzulegen. Schnell Zelt aufgebaut, geduscht, und dann mit den vom Gepäck befreiten Rädern nach Jasper gefahren. Immerhin ist Jasper, im Gegensatz zu Lake Louise, das wirklich nur aus einem Parkplatz mit darum herum angeordneten Geschäften besteht, ein richtiger Ort.
In einem Pup haben wir zwei schlechte Biere und gerade so akzeptables Essen bekommen. Egal. Mal wieder auf einem Stuhl sitzen ist schon Luxus genug.
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