Ein kurzes Vorwort vorneweg. Die Beiträge vom 29.06. bis 12.07. habe ich alle mehr oder weniger rückwirkend geschrieben. Ich habe mir zwar einige Notizen zu diesen Tagen gemacht, aber die meisten Artikel habe ich erst im Nachhinein ausformuliert.
Das bedeutet, dass die Beiträge zum Teil auch recht kurz ausfallen, weil ich jetzt keine Lust habe, alles nocheinmal herauszukramen. Außerdem fehlt natürlich auch das „ich muss jetzt unbedingt erzählen was mir heute passiert ist“, kurz gesagt, die Motivation.
Sind wir schon beim Thema. Ich habe zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, den Blog, oder zumindest die tägliche Erstellung von Artikeln, ganz sein zu lassen. Jetzt habe ich aber erfahren, dass bereits nachgefragt wurde, was den los ist und dass einige neue Leser dazugekommen sind.
Deshalb geht es jetzt doch weiter, wenn auch etwas zurückhaltender.
Am 29.06.2015 habe ich die 3000 km Hürde genommen. Eigentlich hatte ich bei der Ankunft in Libby schon 2095 km auf der Uhr, daher vermute ich, dass ich die 3000 irgendwo auf dem Weg zwischen Mc D und Motel, oder spätestens bei der Versorgungsfahrt zum Supermarkt genommen habe.
Also allen, die gesagt, oder gedacht haben, der macht keine 500 km, sage ich „Ha! Nimm das!“
Es war natürlich wieder ein extrem heißer Tag, an dessen Ende ich allerdings im Paradies gelandet bin. Der Zeltplatz, den ich abends erreicht hatte, war einfach der Hammer.
Eigentlich war es eine Recreation Area, die vom Landwirtschaftsministerium mitten im Nationalwald eingerichtet worden war. Üblicherweise ist auf diesen Arealen das Übernachten verboten, hier war es erlaubt.
Zuerst war ich alleine auf dem Platz, später kam noch ein Paar dazu, welches auf ihrem Weg nach Conneticut, die also den Northern Tier von West nach Ost befahren, war. Wir haben kurz geratscht, ansonsten haben wir uns auf dem weiten Areal nicht gesehen.
Der Platz hatte alles was das Camperleben angenehm und einfach macht. Toiletten, einen Food Locker für jeden, eine Feuerstelle für jeden und eine eigene Bank mit Tisch. Das ganze herrlich an einem See gelegen, der darüber hinweghalf, dass es keine Duschen gab.
Ich habe lange mit mir gekämpft, aber ich bin dann am Morgen des 30. trotzdem in Richtung Westen aufgebrochen. Mit ausschlaggebend war sicherlich auch, dass meine Biervorräte erschöpft waren, auch an eine Bestellung per Internet war mangels Netz nicht zu denken, und das Paradies mit Lagerfeuer am See ohne kaltes Bier halt doch nur ein Platz im Wald ist.
Mit der Überquerung de Grenze von Montana nach Idaho war ich auch wieder in den Bereich der Pazifik-Zeitzone geraten, musste meine Uhr also wieder eine Stunde zurück stellen.
Was habe ich mich damals gewunden, als ich in Kanada den umgekehrten Vorgang durchführen musste. Damals stand ja mitten im Nichts plötzlich ein Schild, das mich aufgefordert hat die Uhr umzustellen. Jetzt, im Zusammenhang mit der Überquerung einer Grenze, ist das ein ganz natürlicher Vorgang.
Allerdings hat mich nichts und niemand darauf hingewiesen. Einzig ein Gespräch mit ein paar Kindern vor der Bibliothek eines kleinen Ortes in Idaho, in dessen Verlauf wir uns nicht so recht über die Uhrzeit einigen konnten, hat mich auf das Problem aufmerksam gemacht. Vermutlich hätte ich meinen Rückflug verpasst. Beim Ausfüllen der Anmeldungen (self registration) auf einem Campground muss ich immer warten, bis jemand vorbeikommt, den ich nach dem Datum fragen kann. Meist liege ich einen oder zwei Tage daneben. Ist mir auch schon passiert, dass ich später merkte, dass ich das komplett falsche Datum angegeben habe. Es kam aber kein Ranger, der mich gefragt hätte, warum ich seit zwei Tagen auf dem Campground bin und nur für einen bezahlt habe.
Trotz der Verwerfung in der Raumzeit, bei Geschwindigkeiten, die dazu führen würden, dass Einstein seine Relativitätstheorie neu formulieren müsste, habe ich es dann doch bis Sandpoint geschafft.
Obwohl. Der Campground war dann etwa 8 km weiter von der Stadt entfernt als Google Maps es mir in Aussicht gestellt hatte. Raum-Zeit-Dilatation?
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Leider hat mein Handy bei der Aufzeichnung des Tracks den 30. in drei Dateien abgelegt. Also nicht wundern, wenn es hier und auf der nächsten Seite so viele Tracks gibt. Da das VI auf der Kommandozeile meines Android Handys bestimmte Befehle nicht unterstützt, bin ich aktuell leider nicht in der Lage das zu korrigieren.

