Nachdem ich während meines Ruhetages in West Glacier meine Routenführung noch einmal überdacht hatte, halte ich mich jetzt im wesentlichen, wie bereits erwähnt, an den Northern Tier der Adventure Cycling Association.
Das coole daran ist, dass es dazu auch einen kleinen Film auf YouTube gibt, der im Prinzip genau die Route zeigt, die ich in den letzten drei Tagen gefahren bin, wenn auch in umgekehrter Richtung. Natürlich ist der Film ein Werbefilmchen für den ACA, aber vielleicht vermittelt er einen kleinen Eindruck, wo ich gerade unterwegs bin.
Jedenfalls macht das Fahren auf den vom ACA vorgeschlagenen Routen um einiges mehr Spaß, als auf den bisher genutzten Routen. Ein nicht ganz vorhergesehener Seiteneffekt ist allerdings, dass ich keine, oder nur noch sehr wenige, Campgrounds zur Verfügung habe. Dadurch, dass ich mich eben nicht mehr in touristisch erschlossenen, und das bedeutet hier eben auch vom Verkehr überrollten, Gebiet bewege, ist die Infrastruktur etwas eingeschränkt.
In diesen drei Tagen bin ich durch einen einzigen nennenswerten Ort, Eureka MT, gekommen. Aber selbst dort war die Infrastruktur auf einen Supermarkt beschränkt, in dem ich meine Wasservorräte auf rekordverdächtige 12 Liter aufgestockt hatte, wohlwissend was auf mich zukommt.
Campgrounds mit einer Infrastruktur wie fließend Wasser, Duschen oder gar Strom und Internet sind aktuell Fehlanzeige. In den letzten beiden Nächten habe ich mitten im Wald gecampt. Ok, letzte Nacht war es sowas wie ein Campground, d.h. es stand zumindest ein Plumsklo auf der Wiese.
Das ist ein Bild von meinem Badezimmer vom 26.06. ich hab vorher alle Bären vertrieben, aber eine Entenmutter mit ihren Küken hat es sich nicht nehmen lassen, in der Strömung Schwimmübungen mit ihren Kleinen zu machen. Der Weg hinunter zum Fluss war nicht einfach zu finden, aber jede Schramme hat sich gelohnt. Vermutlich habe ich aber flußabwärts den Salzhaushalt des Gewässers auf Jahre hinaus geschädigt.
Das ist ein Bild von meinem Campground am 27.06. der Fleck in der Mitte neben dem Baum war meine Feuerstelle. Die Campingmobile im Hintergrund waren nicht bewohnt. Keine Ahnung wo die Besitzer waren. Die Regel ist, dass man nach Aufstellen eines Camps in den ersten 24 Stunden anwesend sein muss, oder eine Sondererlaubnis vom Ranger hat. Danach kann man sein Camp insgesamt 16 Tage stehen lassen. Zum See war es von da aus noch ein guter Kilometer bergab, aber auch dieser Weg hat sich gelohnt. Nach gut 125 Kilometer in sengender Hitze macht es Freude, ein kühlendes Bad zu nehmen.
Der Vorteil meiner neuen Route ist allerdings, dass ich z.B. gestern Nachmittag, auf einer Strecke von ca. 50 km, nur 8 Autos und 2 Motorrädern begegnet bin. Ich hab extra mitgezählt. Das ist fast ein bisschen einsam.
Ich bewege mich derzeit durch National Forests. In diesen ist das Zelten, und auch das Wohnwagen, überall offiziell erlaubt, wenn man sich an ein paar Regeln hält. Die wichtigste ist wohl, keinen Müll zu hinlassen. Feuer müssen komplett gelöscht werden, bevor man sich entfernt, und sämtliches Essen muss bärensicher weggeräumt werden. Das bedeutet entweder in ein Fahrzeug einsperren, oder, in Ermangelung eines Kofferraums, auf einen Baum packen. Mindestens 3 Meter hoch und 1,5 Meter vom Stamm entfernt.
Ein weiteres Problem sind die hier im Moment herrschenden Temperaturen. Z.B. heute Nachmittag herrschten in Libby, wie ich einer elektronischen Anzeige entnehmen konnte, 106 Grad Fahrenheit, das sind gut 41 Grad Celsius. Um 16 Uhr, wohlgemerkt. Risse in der Fahrbahn sind teilweise mit einer schwarzen Masse, ich weiß nicht, ob das Bitumen ist, gefüllt. Genau das gleiche Zeug, das auch bei uns dazu verwendet wird. Jedenfalls verwandelt sich das Zeug bei den Temperaturen in eine weiche, schleimig schmierige Masse, die in Kurven schon mal dafür sorgt, dass eines der Räder weggeht. Aber dafür, sollten die Temperaturen wieder fallen, habe ich auf einigen Kilometern meine Reifenabdrücke für die Nachwelt hinterlassen.
Aufgrund der extremen Temperaturen habe ich heute bereits gegen 14 Uhr, nach gut 50 Kilometern, Schluss gemacht. Ich konnte einfach nicht mehr genug von dem lauwarmen Wasser in mich reinschütten. Ich hoffe die Lage bessert sich in den nächsten Tagen.
Jedenfalls werde ich versuchen, in zwei Tagen in Sandpoint ID zu sein. Es sind ungefähr noch 150 Kilometer bis dahin, das sollte auch unter den derzeitigen Temperaturen zu machen sein. Dort werde ich dann wieder einen Tag Pause einlegen und meine nächsten Tage planen.
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