Heute hatte ich mir nur eine vergleichsweise kurze Strecke vorgenommen. Die Strecke von Keremeos nach Osoyoos ist insgesamt nur ca. 50 km lang. Außerdem führt die erste Hälfte den Similkameen River entlang und zwar flußabwärts.

Trotzdem sollte man die Strecke nicht unterschätzen. Erstens sind im zweiten Teil dann doch wieder ein paar ganz schön lange Steigungen drin, schließlich wechselt man von einem Tal in das nächste. Und ich habe irgendwo die Empfehlung gelesen, man sollte schon so um die 8 Liter Wasser mitnehmen. Ich hatte so um die 6 Liter dabei und habe auf der Fahrt ungefähr drei davon getrunken. Die Sonne brannte von morgens 6:00 Uhr bis abends 20:00 Uhr unbarmherzig runter. Ich habe leider kein Thermometer, aber es war ganz schön warm.


Leider bin ich heute erst gegen 12 Uhr losgekommen, da ich ja noch meine Wäsche waschen musste. Der Waschsalon, habe ich heute erfahren, hat erst seit Anfang Mai auf. Ein junger Bursche und seine Freundin haben sich da selbständig gemacht. Die beiden echt lieb und besorgt. Mitten im Waschsalon steht der Kinderwagen mit dem Nachwuchs. Eine gute Idee fand ich dann auch noch, dass sie auch eine Dusch,pflichtest bieten. Da wird dann eine runde Sache draus. Während die Wäsche gewaschen wird, noch duschen und dann frisch und sauber in den Abend starten. Da kann man den beiden nur wünschen, dass viele Radfahrer und Reisende durchkommen.
Aktuell sieht es mit anderen Radfahrern eher mau aus. Ab und zu sieht man einen auf einem Rennrad. An dem fehlenden Gepäck ganz leicht als ortsansässig zu erkennen. Radler mit schwerem Gepäck habe ich bisher nur 2 gesehen.
Der Eigentümer, oder sagen wir besser Manager, des heutigen Campgrounds hat mir gesagt, dass ich dieses Jahr der erste Radfahrer bin, der durchkommt. Zu dem Campground gleich noch mehr.
Jedenfalls bin ich jetzt in Osoyoos gelandet und bereite mich mental auf die morgige Strapaze bei der Erklimmung des Anarchist Mountain vor. Ca. 25 km ununterbrochen bergauf, insbesondere im ersten Teil meistens im zweistelligen Prozentbereich. Wenn ich den habe, dann sieht es aber so aus, als ob ich die härtesten Anstiege hinter mir hab. Danach geht es im Wesentlichen durch Flußtäler oder an Seen entlang.
Osoyoos, ein Disney-Wasser-Wunderland im Hinterland Kanadas. Irgendwie ein bisschen Cote d'Azur und Sankt Moritz, alles auf amerikanisch, tschuldigung, kanadisch.
Hier heißen die Motels „Surfside“, „Sun Beach Motel“ oder „Sandy Beach Motel“. Als Touristenattraktion gibt es hier die miniaturisierte Nachbildung einer Wüsteneisenbahn, oder eine Wasserrutsche.
Und genau dort bin ich gelandet. Osoyoos Waterslides. Die Wasserrutsche ist noch zu, aber der Campground hat schon mal auf. Als ich kam und sagte ich suche eine Bleibe für ein Zelt, eine Person und eine Nacht, meinte der Eigentümer, für 20 Dollar bekomme ich noch eine Dusche, Strom und Wi-Fi dazu. Deal!
Zusammen mit einem Pärchen aus Holland im Wohnwagen bin ich der einzige Gast. Das hat mir neben einem Campground fast ganz für mich alleine auch noch ein persönliches Gespräch mit dem Eigentümer eingebracht.
Eigentlich ist der Typ ganz nett, allerdings benutzt er das Wort „freaking“ – zumindest verstehe ich das so – ziemlich oft.
Das war solange lustig, solange es um Wind, Wasser, Bären und kalifornische Küstenstraßen ging. Aber im Laufe der Zeit hat sich dann das Thema auf die Geschichte Kanadas, das Gesundheitssystem, die Weltherrschaft der Juden, gesteuert aus Washington, die Unterdrückung Teslas durch Edisson und insbesondere auf Polen (die Menschen, nicht das Land) ausgeweitet. Es hat sich gezeigt, dass der Typ in den 80ern aus Tschechien nach Kanada geflohen ist.
Mit einigen Themen bezüglich Gesundheitssytem, einige unschöne Begebenheiten in der kanadischen Geschichte und damit dass einige Aspekte der Arbeiten Teslas verkannt waren, mag er Recht haben, aber ansonsten hat er mich schon ziemlich lange mit irgendwelchem Quatsch zugetextet. Aber er hat mir auch einige Tipps gegeben, und ich weiß jetzt welches Wasser ich trinken kann und welches ich besser meiden sollte um nicht auf das kanadische Gesundheitssystem angewiesen zu sein.
Ansonsten ist ein eigener Campground inklusive warmer Dusche für 20 $ kein schlechter Deal.
Morgen gehts früh raus. Ich werde mir den Wecker auf 5:00 Uhr stellen. Dann komm ich gegen 6:00, spätestens 6:30 Uhr los und kann den übelsten Teil des Berges hinter mich bringen, bevor mich die Sonne erwischt.
Deshalb hier nur noch den Track des Tages.
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