Über die heutige Tour gibt es nicht viel zu erzählen. Die meiste Zeit verlief die Tour auf dem Highway 3 und die Steigungen auf der Strecke hielten sich alle in Grenzen. Die Gegend war eher langweilig. Die Route führte die meiste Zeit an Flüssen entlang und man hatte deshalb nur die Flußtäler mit Tierweiden und die Berghänge mit meist dichten Nadelwald vor Augen.
Ich bin an der größten Sägemühle die ich jemals gesehen habe, vorbeigekommen. Allein das Holzlager war ungefähr 6 Fußballfelder groß. Auf dem Gelände war neben der eigentlichen Sägemühle auch gleich noch eine Fabrik, die aus den Resten Holzfasern, vermutlich für Papier, hergestellt hat. So geht das!
Die ganze Zeit waren auch Trucks mit Bäumen oder gesägten Brettern auf der Straße. Die machen echt Respekt. Wenn so ein vollbeladener Truck mit Bäumen einen Meter an dir vorbeidonnert, dann versuchst du die Spur zu halten.
Natürlich war es wieder ein sehr heißer Tag, insbesondere am Nachmittag, so gegen 16 Uhr, finde ich, drückt die Hitze ganz besonders. Ich glaube heute habe ich meine Rekord in Flüssigkeitszufuhr aufgestellt. Wenn ich richtig gerechnet habe, dann habe ich auf der Tour knapp fünf Liter getrunken. Nicht gerechnet den Tee am Morgen und was ich jetzt, nach Ende des aktiven Teil des Tages, noch trinke.
Eine Zwischenstation auf dem Weg hierher war die Stadt Grand Forks. Dort habe ich mir ein bisschen frisches Obst und etwas zu trinken besorgt. Einen Teil des Obstes und das Getränk hab ich gleich dort verzehrt. Bloß nicht noch mehr schleppen. Und nein, es war keiner der üblichen Softdrinks. Perfekt leckerer Gemüsesaft, ohne irgendwas extra drin, ja, auch das gibt es hier. Ich hab kurz überlegt, dort zu bleiben, aber eigentlich wollte ich noch 20 km schaffen. Also weiter.
Die Nacht bringe ich heute im Lakeview Motel in Christina Lake. Der Name ist witzig. Ich glaube da ist das einzige Motel in dem Ort, dass nicht auf der dem See zugewandten Seite der Straße ist. Und sehen kann man den See auch nicht. Vielleicht vom Dach. Aber das Betreiber Ehepaar ist nett. Ich kann den Grill benutzen und Feuerholz ist auch frei. Mal sehen, vielleicht endet der Abend ja am Lagerfeuer. Im Moment jedenfalls sieht es so aus, als ob ich der einzige Gast wäre.
Überhaupt habe ich ein sehr zwiespältiges Gefühl was die wirtschaftliche Prosperität der ganzen Gegend angeht. Mal von dem einen Sägewerk abgesehen, ist hier nicht so viel Industrie zu sehen. Auch der bisher sehr stark vertretene Obst- und Gemüseanbau existiert hier nicht. Dafür gibt es aber an jedem zweiten Haus oder jeder zweiten Zufahrt ein „zu verkaufen“ Schild. Makler ist wahrscheinlich der einzige Job, der hier Zukunft hat. Wobei. Es finden sich auch viele Schilder, auf denen steht, dass man sein Haus selber verkaufen soll, und das Geld lieber selber behält, entspricht wohl dem deutschen „von Eigentümer“. Also selbst hier haben Makler Gegenwind. Sollte mir das meinen Glauben an die Zukunft der Menschheit wiedergeben? Mal schaun.
Ich weiß es nicht genau, bin zu faul zu schauen, aber heute sollte ich die Marke von 700 km seit Ankunft in Kanada geknackt haben. In Cranbrook muss ich genau schauen, dann müssten die 1000 voll sein. Das dürfte dann irgendwie zu einer Art Feier führen.
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