11.06.2015 Icefield nach Lake Louise

Der zweite Teil der Rückfahrt nach Lake Louise war mit ca. 120 km noch einmal länger als die vorherige Etappe, aber dafür ging es netto ungefähr 700 Meter nach unten. Allerdings nicht ohne einen Zwischenanstieg von ungefähr 600 Metern auf den Bow Pass, der uns nach 50 Kilometern noch einmal gefordert hat.

Im Laufe des Tages habe ich meine 2000 km Marke überschritten.

Von den Strapazen der Strecke will ich jetzt gar nicht berichten, aber ein schönes Ereignis gab es am Ende dann doch noch.

Nach all den Schwarzbären, denen wir inzwischen begegnet waren, war am Abend am Campground dann unserer erster Grizzlybär fällig.

In sicherer Entfernung von ca. 100 Metern und, noch besser, mit einem elektrischen Zaun dazwischen und einer ganzen Menge Schaulustiger, die er sich im Zweifel vor mir krallen konnte, war es ein leichtes dem Biest mit Ruhe und Würde entgegen zu treten.

Nein. Ernst. Der Bär bewegte sich gemächlich auf der Wiese außerhalb des Campgrounds und zeigte keinerlei Interesse an uns.

Der Campground in Lake Louise ist übrigens, wie oben bereits angedeutet, komplett von einem elektrischen Zaun umgeben. Man sollte sich den Zaun allerdings nicht wie bei einer Kuhweide in Oberbayern, sondern eher wie eine Grenzbefestigung zwischen Ost und West vorstellen. Richtig massive Drähte, die vermutlich auch ganz schön brizzeln, wenn man sie berührt.

Hier war vermutlich schon länger kein Bär mehr auf dem Gelände.

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10.06.2015 Jasper nach Icefield Campground

Wie üblich haben wir es natürlich wieder mal nicht geschafft, rechtzeitig los zu kommen. Das morgendliche Frühstück, mit abspülen, Zelt einpacken, alles in den Taschen verstauen und die Fahrräder beladen, dauert immer ewig.

Da wir beschlossen hatten, auf dem Rückweg die Strecke nach Lake Louise in zwei, und nicht wie auf der Fahrt hierher in drei, Tagen zu machen, war das natürlich nicht so besonders geschickt. Immerhin standen uns ca. 100 km Strecke und eine Nettohöhendifferenz von 1000 Metern bevor. Mit Zwischenanstiegen dürften dann wohl eher 1300 Meter zusammen gekommen sein. Die Nacht wollten wir auf dem höchsten Punkt unserer bisherigen Tour, auf dem Wilcox Creek Campground verbringen. Gelandet sind wir dann zwar auf dem 2 km davon entferntem Icefield Campground, aber das ist für Höhe und Strecke unerheblich.

Bereits da. 10 km nach dem Start gab es die erste Aufregung. Ein Schwarzbär stand plötzlich ca. 15 Meter von uns entfernt in der Nähe des Straßenrandes. Aber bis auf einen intensiven Augenkontakt hat er keinerlei Interesse an unserer Anwesenheit bekundet. Irgendwo hab ich gelesen, dass die Grenze, ab der sich Bären bei Annäherung nicht mehr wohl fühlen und aggressiv reagieren, bei ungefähr 10 Metern liegt. In unserem Fall jedenfalls schien das Tier sehr ruhig und entspannt zu sein.

Auf den Hinfahrt wehte ein manchmal recht heftiges Lüftchen aus nördlicher Richtung. Das scheint der Normalfall im Sommer zu sein. Unter der Annahme, dass wir auf der Rückfahrt Hilfe vom Wind bekommen, haben wir die Länge der Etappen entsprechend vergrößert, um dann in vier (Fahr)Tagen in Calgary zu sein. Das würde uns ausreichend Spielraum lassen, um das Fahrrad für Geralds Rückflug am 16. zu verpacken.

Aber leider hat sich der Wind wieder einmal gegen uns gerichtet. Offensichtlich hatte das heranziehende schlechte Wetter auch die Windrichtung gedreht, so dass wir teilweise ganz schön zu kämpfen hatten.

Nach ca. 70 km waren wir an der ersten Übernachtungsmöglichkeit angekommen. Nach einer kurzen Pause dort haben wir aber beschlossen, doch noch die nächsten 30 Kilometer bis zu unserem eigentlichen Ziel in Angriff zu nehmen.

Wir sind dann recht spät am Icefield Campground angekommen und haben mit eiskalten Fingern noch die Zelte aufgebaut und uns ein einfaches Essen zubereitet, bevor wir in unserer Schlafsäcke gekrochen sind.

Der Campground selber liegt auf ca. 2050 Metern Höhe und ist direkt den Gletschern gegenüber platziert, die ihm seinen Namen geben. Kalt aber idyllisch.

 

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09.06.2015 Ruhetag in Jasper

Vom Ruhetag gibt es eigentlich nichts interessantes zu berichten. Wir haben lange geschlafen, ich glaube so bis gegen 11 Uhr, danach sind wir in die Stadt gefahren und haben dort unsere Wäsche gewaschen.

Während dessen haben wir uns bei Tim Hortons ein Frühstück und einen zweiten Large Coffee gegönnt.

Danach wieder auf den ca. 5 km entfernten Zeltplatz zurück, und dort den Nachmittag verbracht.

Am Abend sind wir wieder in die Stadt und haben dann doch noch eine nette Lokalität gefunden. Eine Kneipe, die ihr eigenes Bier braut, und unter anderem ein grandioses India Pale Ale produziert.

Bei einbrechender Dämmerung sind wir wieder zum Campground zurückgefahren um uns auf die Strapazen des nächsten Tages vorzubereiten.

 

08.06.2015 Jonas Creek nach Whistlers

Um Kanadakennern und Hardcore Skifahrern die Überraschung aus dem Gesicht zu nehmen, nein wir haben nicht die, geschätzt, 900 km nach Whistler, dem weltweit bekannten Wintersportort nördlich von Vancouver, an einem Tag gemacht. Darüber reden wir in 2-3 Wochen evtl. noch einmal.

Ich rede von dem Campground vor den Toren von Jasper.

Die Campgrounds in den Nationalparks Banff und Jasper lassen sich im wesentlichen in zwei Kategorien einteilen. Zum einen die sehr spärlich eingerichteteten, die neben einem Plumsklo aber immer auch einen Wasserhahn mit Trinkwasser enthalten. Das Wasser stammt dabei immer aus dem nahen Bach und wird in einem großen Tank chemisch, und vermutlich auch mechanisch aufbereitet. Die Fees liegen irgendwo zwischen 15 und 16 Dollar.

Die andere Kategorie sind dann die Plätze in der Nähe der Zivilisation. Im wesentlichen also Banff, Lake Louise und Jasper. Diese haben alle Annehmlichkeiten die sich ein Camper wünschen kann. Duschen, Automaten mit gekühlten Softdrinks, überdachte Bereiche, die dann auch Schutz vor Regen bieten. Deren Preise liegen dann eher bei 27 Dollar.

Der meiner Meinung nach schönste davon ist der in Jasper. Der Campground ist riesig, aber sehr schön in den Wald integriert. Als wir dort ankommen drückt man uns als erstes ein Foto von einer Elchkuh in die Hand, mit dem Hinweis, dass sich diese Tiere auf dem Campground aufhalten und unter allen Umständen zu meiden sind, weil die derzeit kleinen Elche aufs heftigste von ihren Müttern beschützt werden. In einem Nebensatz teilt man uns dann auch noch mit, dass auf dem Campground derzeit zwei Grizzlybären ein- und ausgehen. Durch weitere Recherche kommt dann ans Tageslicht, dass die Grizzlybären gerade wegen der kleinen Elche da sind, und diese jagen.

Ok. Elche haben wir ein paar gesehen, unter anderem zwei, allerdings ohne Jungtier, die ungefähr 10 Meter von unserem Zelt durch den Wald gestreift sind und dort in Ruhe nach Fressen gesucht haben. Ich möchte mir jetzt nicht ausmalen, dass sich von der anderen Seite unseres Platzes ein Grizzlybär an diese Elche anschleicht, und was dann beim Sprint auf das Ziel passiert.

Nein. Alles gut. Offensichtlich haben Bären in der Tat kein größeres Interesse an uns. Inzwischen haben wir auch zwei Bären aus nächster Nähe, etwa 15 Meter von uns und dem Straßenrand entfernt, gesehen. Der eine hat uns nur mit dem Hintern angeschaut, dar andere hat mir immerhin interessiert hinterhergesehen, als ich mich langsam an ihm vorbei die Steigung hochgequält habe. Den nachfolgenden Gerald hat er schon mehr oder weniger mit Desinteresse gestraft.

Nach fünf Tagen auf dem Bike haben wir also endlich wieder einen größeren Ort erreicht, an dem es sich lohnt einen Ruhetag einzulegen. Schnell Zelt aufgebaut, geduscht, und dann mit den vom Gepäck befreiten Rädern nach Jasper gefahren. Immerhin ist Jasper, im Gegensatz zu Lake Louise, das wirklich nur aus einem Parkplatz mit darum herum angeordneten Geschäften besteht, ein richtiger Ort.

In einem Pup haben wir zwei schlechte Biere und gerade so akzeptables Essen bekommen. Egal. Mal wieder auf einem Stuhl sitzen ist schon Luxus genug.

 

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07.06.2015 Rampart Creek nach Jonas Creek

Die Etappe des heutigen Tages führt uns ungefähr 60 km weiter in den Norden. Die Etappe ist so gewählt, weil wir den einzigen verfügbaren Campground zwischen hier und Jasper erreichen wollen. Für die Fahrt nach Jasper bleiben dann noch ca. 70 km übrig.

Die Route führt im wesentlichen am North Saskatchewan River entlang, über den Sunwapta Pass in das Tal des Sunwapta River. Der Pass liegt auf ca. 2060 Meter, und ist damit der höchste Punkt der Reise bisher.

Kurz nach dem Pass führt die Strecke am Columbia Icefield entlang. Dort oben hat man das sogenannte Icefield Centre gebaut. Eine etwas mit Felsgestein kaschierte Betonburg mit Restaurant und Souvenirladen. Außerdem kann man Busfahrten auf den Gletscher buchen. Bestimmt ein grandioses Vergnügen.

Ca. 2 km vor diesem Vergnügungspark, der aber auf ca. 50 km in jede Richtung das einzige Anzeichen von Zivilisation darstellt, und daher fast als Stützpunkt durchgehen kann, bietet sich ein grandioser Ausblick auf die Berg- und Gletscherwelt.

Nach einer kurzen, aber nicht sehr vergnüglichen Rast in dem Klotz, führte uns unser Weg noch an einem der inzwischen nicht unüblichen Skywalks vorbei, den man aber Kraft Gesetzes nur per erkaufter Busfahrt aus dem ca. 6 km entfernten Centre erreichen kann. Die ganze Straße ist einfach mit Halteverboten gepflastert. Ich hab nicht ausprobiert, was passiert wäre, wenn man einfach das Rad in den Graben gestellt hätte, und versucht hätte den Skywalk zu betreten. Es ging gerade so schön bergab, und wer bremst verliert. Zumindest an Schwung.

Auf dem Weg zum Campground kommen wir noch an einer Menge am Straßenrand parkender Autos vorbei, deren Insassen alle auf die gegenüberliegende Seite des Flusses starren. In ca. 500 Meter Entfernung wandert ein Schwarzbär am Fluss entlang. Natürlich habe auch ich angehalten und ein Foto gemacht. Aufgrund eines vernünftigen Teleobjektivs ist der Bär aber eher ein kleiner schwarzer Fleck.

Der Zeltplatz in Jonas Creek ist ziemlich eng. Man sitzt beim Nachbarn fast am Tisch, aber trotzdem recht schön. Insbesondere die am Bach ausgekundschaftete Waschgelegenheit ist sehr rustikal, entspricht damit aber dem gesamten Ambiente.

 

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06.06.2015 Lake Louise nach Rampart Creek

Wenige Kilometer nach Lake Louise, auf dem Highway 93 nach Norden, wurden erstmals unsere Park-Ausweise kontrolliert. Zwei Angestellte der Nationalparksverwaltung standen da und wollten unseren Passierschein sehen.

Für Kanadaneulinge. Um sich in einem Nationalpark aufhalten zu dürfen, muss man pro Person und Tag nicht ganz 10 $ zahlen. Ausgenommen davon sind nur Durchreisende auf dem Highway 1, dem TCH, die den Nationalpark nur durchqueren. Sobald man aber eine Nacht da bleiben möchte, oder vom Highway abfährt um z.b. einen Trail zu wandern, oder sich eben auf dem Highway 93 befindet, ist die Gebühr fällig.

Es gibt u.a. auch einen Jahrespass, der einer Gruppe von, ich bin nicht ganz sicher, bis zu 7 Personen 12 Monate lang Zutritt zu allen Parks Kanadas gewährt. Der kostet soviel wie 14 Personentage. Da wir die 7 Tage á 2 Personen vermutlich voll kriegen, und ich, nachdem Gerald wieder abgereist ist, auch noch die eine oder andere Nacht im Nationalpark verbringen werde, haben wir uns den Jahrespass besorgt.

Wer also im Laufe der nächsten 12 Monate nach Kanada reisen möchte, darf sich nach meiner Rückkehr vertrauensvoll an mich wenden.

Das war das eine. Das andere in diesem Zusammenhang war, dass die beiden an ihrem Arbeitsplatz neben einer Flasche Wasser zum trinken, noch eine Dose mit Bärenabwehrspray rumliegen hatten.

Dabei handelt es sich um ein besonders starkes Pfefferspray. Die spezielle Bärenvariante lässt sich bis zu 10 Meter weit versprühen, aber ich glaube die Windrichtung sollte man dennoch beachten.

Jedenfalls gilt diese Spray, neben Signalfackeln aus dem Seenotrettungszubehörhandel, als Bärenabwehrmittel Nummer 1.

Jetzt sollte man aber noch wissen, dass es im wesentlichen zwei Arten von Bären gibt. Schwarzbären und Grizzlies.

Ich habe irgendwo ein Straßenschild gesehen, ich vermute im Internet, ab das Schild ist echt, auf dem sinngemäß folgendes zu lesen war

ACHTUNG

Sie befinden sich in einem Bärengebiet.
Rüsten Sie sich mit Bärenspray aus und tragen Sie Glöckchen, damit die Bären sie wahrnehmen.
Lernen Sie die Bären zu unterscheiden, an ihrem Aussehen und auch an ihrem Kot.
Der Kot von Schwarzbären enthält Kerne und ist oft rötlich gefärbt von den Beeren die er frißt.
Der Kot von Grizzlies enthält Glöckchen und riecht nach Pfeffer.

Da hat wohl ein Scherzkeks keine Kosten und Mühen gescheut.

Jedenfalls sind wir jetzt in der Wildniss angekommen. Aus die nächsten 250 km gibt es, bis auf einen Ort namens Saskatchewan Crossing, einer etwas größeren Tankstelle mit Supermarkt und Motel, nichts. Keinen Ort, keine Ranch, keine Alm oder Hütte, nur ab und zu einen Campground mit Plumsklo und einem Hahn mit Trinkwasser. Davon haben aber die meisten um diese Jahreszeit noch geschlossen. Die für uns wichtigen Campgrounds auf dem Weg nach Jasper sind auch erst seit Anfang Juni geöffnet.

Unser heutiges Ziel war der Campground Rampart Creek, etwa 90 km nördlich von Lake Louise.

Die Natur und die Landschaft hier im Banff Nationalpark ist der Wahnsinn. Genau so wie man sich eben Kanada vorstellt. Ansonsten gibt es aber über die Fahrt nichts besonderes zu berichten.

Bis ca. 5 km vor dem Campground. In ca. 700 m Entfernung ist irgendetwas braun-schwarzes auf unserer Fahrbahnseite, was da nicht hingehört. Und es bewegt sich auf uns zu. Ein Bär. Der erste Bär meines Lebens, der nicht entweder im Zoo oder auf Bildern ist.

Wir verlangsamen unsere Fahrt erstmal bis fast zum Stillstand. Wo sind denn jetzt die verdammten Autos. Wenn man sie mal braucht kommt minutenlang keines. Endlich kommen uns zwei entgegen. Und wie erwartet trollt sich der Bär und schlägt sich in die Büsche.

Eines der Fahrzeuge verlangsamt die Fahrt und der Fahrer will uns auf den Bären aufmerksam machen. Danke, haben wir schon bemerkt.

Wir fahren weiter und wechseln die Straßenseite. Erst als wir an der Stelle wo wir den Bären gesehen haben vorbei sind, fahren wir wieder rechts.

Der Campground ist eigentlich sehr schön. Ein Stück Wald, auf der einen Seite fließt der Saskatchewan River vorbei. Leider gibt es aber auch einen Sumpf am Waldrand. Mückenalarm! Ohne Ende. Schnell waschen, lange Hose und dicken Pulli anziehen. Das Abendessen war auch kein Spaß.

Plötzlich laufen 5-6 andere Camper in Richtung Fluß. Bärenalarm! Eine Bärenmutter mit ihrem Jungen ist auf dem Campground. Keine 40 Meter von unserem Zelt entfernt suchen die beiden seelenruhig zwischen den Büschen nach etwas essbarem.

Ok. Drei Bären an einem Tag. Das verspricht eine interessante Woche zu werden.

Auf den Campgrounds herrschen strenge Regeln, was das Lagern von Lebensmitteln angeht. Bären riechen extrem gut, und es ist daher untersagt, Lebensmittel, oder etwas, dass einem Bären als Nahrung erscheinen könnte, wie z.b. Zahnpasta, im Zelt zu lagern.

98% aller Camper sind mit ihren Autos oder Campingmobilen unterwegs. Die haben kein Problem. Für solche wie uns gibt es Food Locker, verschließbare Metallboxen, die der Bär nicht aufbekommt.

Im Normalfall sind Menschen für Bären uninteressant. Der Bär versucht den Kontakt zu vermeiden und verzieht sich, wenn er Menschen hört. Es gibt eigentlich nur drei Situationen die gefährlich sind.

Wenn der Bär überrascht wird. Das ist der Klassiker beim Wandern, oder noch besser, beim Biken auf unübersichtlichen Waldwegen. Plötzlich biegt man um die Ecke und ein Bär steht da. Keiner hat den anderen bemerkt. Der Bär fühlt sich angegriffen und reagiert aggressiv. Wenn man dann sein Bärenspray nicht in der Hand hat.

Wenn der Bär Junge hat. Wenn man zwischen eine Bärenmutter und ihr Junges gerät hat man ein Problem. Also immer schön von den kleinen putzigen Bärchen wegbleiben.

Wenn der Bär fressen will. Wenn der Bär Fressen riecht, geht er da hin. Keine gute Idee ihn davon abzuhalten. Wenn er das Fressen im eigenen Zelt riecht, hat man hoffentlich noch einen zweiten Zeltausgang auf der Seite wo kein Bär ist. Also doch besser alles an einem sicheren Ort verwahren. Das eigentliche Problem ist aber, sobald ein Bär einmal in einem Zelt etwas zu fressen gefunden hat, wird er dort immer wieder danach suchen. Das bedeutet meistens, dass der Bär getötet werden muss, weil er eine Gefahr für die Camper darstellt. Deshalb ist es verboten, Essen im Zelt zu lagern, oder auch nur unbewacht auf dem Tisch stehen zu lassen.

Ok. Also alle Taschen nochmal nach fressbarem absuchen. Verdammt, wo hat sich denn nochmal das letzte Snickers versteckt. Alles wegsperren.

Gute Nacht.

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05.06.2015 Kicking Horse Campground nach Lake Louise

Eigentlich wollten wir noch ca. 30 km weiter nach Norden fahren, aber als wir in Lake Louise so gemütlich beim Kaffee saßen, haben wir es uns dann doch anders überlegt und beschlossen auf dem hiesigen Campground zu bleiben.

Ein Grund war auch die Ungewissheit, ob es auf dem anvisierten Campground, der nur 32 Plätze umfasst, am Wochenende überhaupt noch Platz für uns gibt. Wie bereits gesagt, am Wochenende ist ganz Kanada im Wald.

So hatten wir jedenfalls einen recht einfachen Tag mit lediglich 400-500 Höhenmetern und etwa 30 km Strecke.

Wir haben die gewonnene Zeit für ein festliches Mahl und eine Partie Schach genutzt.

 

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04.06.2015 Golden nach Yoho Nationalpark

Wir sind wieder einmal sehr spät, gegen 13:00 Uhr, losgekommen. Leider hat es immer wieder geregnet, so dass unsere Zelte und auch sonst alles was wir nicht rechtzeitig in den Taschen verstauen konnten mehr oder weniger nass waren.

Jedenfalls haben wir uns die, laut Google Maps, 1000 Höhenmeter rauf und ca. 500 Höhenmeter runter, noch angetan und waren gegen 19:00 Uhr im ca. 65 km entfernten Kicking Horse Campground angekommen.

Hier in der Gegend trägt so ziemlich alles den Namen Kicking Horse. Benannt nach einer Geschichte, die einem Landvermesser, der durch seine Arbeit, aber entgegen seiner Empfehlung, maßgeblich zur Erschließung eben dieser Gegend beigetragen hat. Jedenfalls wurde dieser Landvermesser wohl von seinem Pferd getreten, aber er konnte sich wohl noch in die Zivilisation retten und seine Arbeit abschließen. Er selbst war zwar der Meinung, dass der Pass und überhaupt die Gegend, nicht geeignet war für eine Eisenbahnlinie, zahlreiche Unfälle an der viel zu steilen Streckenführung gaben ihm im Nachhinein auch recht, aber aus politischen Gründen wurde das Gebiet dennoch erschlossen und heute führt aus diesem Grund nicht nur die wichtigste Eisennbahn-, sondern auch die wichtigste Strassenverbindung, der Trans Canadian Highway (TCH), in diesem Tal von West nach Ost.

Das einzig aufregende an der Fahrt war eine größer Baustelle. Dort war man zuerst etwas ratlos, was man mit uns Radfahrern denn nun machen soll. Das Problem war, dass an der Baustelle alternierend immer nur eine Richtung für den Verkehr freigegeben, die Baustelle aber ziemlich eng und lang war.

Zuerst wollte man uns vor dem Fahrzeugkonvoi in die Baustelle schicken, damit hätten wir aber wohl den Unmut aller motorisierten Verkehrsteilnehmer auf uns gezogen. Daher hatte man dann die Idee, uns und unsere Räder auf einen Pickup zu laden, und mit Blaulicht ( ok, es war gelb) durch die Baustelle zu fahren. Ca. 1,5 Kilometer später hat man uns, unter Glückwünschen für die weitere Fahrt, wieder auf die Straße gesetzt. Super Service von allen Beteiligten. Wieder einmal haben sich die Kanadier von ihrer besten Seite gezeigt. Vielen Dank dafür!

Von den obligatorischen Regenschauern mal abgesehen, gab es eigentlich keine weiteren Probleme während der Fahrt.

Der Ort Field, in dessen Nähe der Campground liegt, hat sich als erstaunlich tot erwiesen.

Auf dem Campground selber checkten wir selber ein, indem wir einen Umschlag mit Name und Platzwunden beschrifteten, und diesen mit dem passenden Betrag in einen Briefkasten warfen. Die Nacht auf 1250 Meter Höhe war erstaunlich kühl, aber im Schlafsack dennoch erträglich.

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03.06.2015 Ruhetag in Golden

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hat, sind wir spät aufgestanden und danach in ein Kaffee gegangen, das wir am Tag vorher in der Nähe entdeckt hatten. Dort gab es ein einfaches Frühstück und einen ganz passablen Kaffee.

Wir haben uns dort auf der Karte die Strecken und Campgrounds der nächsten Etappen angesehen. Aber ohne zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.

Im Laufe des weiterhin regnerischen Tages, sind wir dann zum Visitor Office, das leider komplett außerhalb des Ortes, und ca. 100 Meter höher, liegt, gefahren, um uns dort noch etwas Informationsmaterial zu besorgen. Wir haben in der Tat einige gute Tipps und eine vernünftige Broschüre mit allen interessanten Nationalparks und den Campingplätzen bekommen.

Dann sind wir noch durch die Gegend gefahren um Benzin für den Kocher zu suchen. Zum Glück waren wir dann in einem Haushaltswaren Geschäft erfolgreich. Sonst hätte es nur kaltes Essen gegeben.

Am Abend waren wir noch in Downtown und sind in einer Bar untergekommen, wo es Burger bzw. Fish and Chips mit Bier zum Abendessen gab.

Danach sofort ins Zelt, was so ziemlich der einzig erträgliche Ort bei dem Mistwetter ist.

 

02.06.2015 Parson nach Golden

Golden wird unsere letzte Station in zivilisiertem Gebiet sein, bevor es in den Yoho bzw. Banff Nationalpark geht. Um unsere Vorräte und unsere Kräfte aufzufrischen, werden wir dort einen Tag Station machen.

Da es nicht aufgehört hat zu regnen, sind wir erst sehr spät losgekommen. Da die Strecke aber mit 45 km kurz ist, machte das auch nichts aus. Wir waren trotzdem gegen 15 Uhr schon am Ziel.

Leider hat es die meiste Zeit geregnet oder zumindest leicht genieselt. Zumindest am Abend war es dann ganz erträglich. Der lokale BC Liquor Store hatte sogar Schneider Weiße Tab 7 auf Lager. Dazu gab es ein leckeres Steak mit Kartoffeln und einer Gurke als „Salat“.

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